Neben Pflanzen und Tieren wurden seit Jahrhunderten auch Menschen in Gips abgeformt. Immer wieder führte dies zu Grenzüberschreitungen, die im Fall der unter Zwang und Gewalt erlangten Lebendabgüsse aus kolonialen Kontexten besonders problematisch sind. In der Gipsformerei lagern Gussformen von knapp 300 Menschenabgüssen, die zwischen 1880 und 1910 auf Forschungsreisen in den europäischen Kolonien und in „Völkerschauen“ in Berlin gefertigt wurden. Sie dienten der Präsentation von Kleidung und Schmuck in den Völkerkundemuseen sowie als Beweis für die vermeintliche Existenz unterschiedlicher „Menschenrassen“. Die Gipsformerei arbeitete die Lebendabgüsse seinerzeit in Gussformen um und verkaufte sie in die ganze Welt. Auf diese Weise hatte sie aktiven Anteil an der Reproduktion und Verbreitung rassisierender Ideologien.
3D-Digitalisierung, Virtual Exhibition, Post-Produktion: Studio Jester Blank
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